Bänkligeschichten

Spaziergang am Alpenweg

(Einige Gedanken)

Ein wunderschöner Wintertag verleitet mich zu einem kleinen Bummel auf dem Alpenweg in Wädenswil. Vom Furthof spaziere ich dem Grundhof entgegen. Vor mir die herrliche Aussicht in die frisch verschneiten Berge. Die Bergspitzen leuchten mir in der abendlichen Sonne rosafarben entgegen. Das andere Seeufer; die Goldküste; erstrahlt goldfarben. Zwei goldene Streifen über dem ruhigen Zürichsee verbinden die beiden Ufer wie eine Strasse. Das „Bänkli“ nach dem Grundhof lädt zum verweilen ein, doch es wird schnell dunkler und ich lege dann einen Halt beim nächsten „Bänkli“ ein.

Aber hoppla oder o je. Das „Bänkli“ mit einer der schönsten Aussichten steht noch am Platz. Doch eine Baumplantage mit Stangen, mit Drähten und frisch gesetzten Zwetschgenbäumen verdeckt die bis anhin freie Weitsicht oder weite Sicht. Durch das Stangen- und Drahtgewirr erkennt man noch die Alpenkette. Im Frühling wird die Sicht stark eingeschränkt sein.

Das Panorama vom Bachtel bis in die Glarner Alpen wird fast nicht mehr sichtbar sein.
Beim Sitzen kommen mir einige Gedanken. Dieses „Bänkli“ kommt mir vor wie ein „Lebensbänkli“; ein Teil des Daseins. Plötzlich wird Dir eine Wand vor Dein Leben gestellt. Du hast keine Weitsicht mehr, sei es durch Krankheit, verlust der Arbeitsstelle, eines lieben Menschen oder durch grosse Konflikte. Ein anderes „Bänkli“ hilft auch nicht die Probleme zu lösen. Die Zeit heilt wunden; so heisst das Zitat. Der Frühling wird eine andere Sicht geben. Die Blumen und die kleinen weissen Blüten der Zwetschgenbäume werden Dir entgegenleuchten. Zwischen den Stangen, dem Drahtgewirr und dem Laub der Bäume wirst Du noch einen Teil des Panoramas sehen.

Es ist wie im Leben. Das Schöne, das Gute oder Freudige wird wieder da sein. Die innere „Sicht-Weitsicht“ wird in Deinem Herzen wieder einen Platz finden. Es braucht oft eine grosse innere Überwindung um das richtige zu sehen.

Ich wünsche Euch eine schöne Zeit mit viel Weitsicht.

Im Dezember 2007 / ED CREUX